Österreichs Zeitgefühl!

…Und auch meine Eindrücke zum Filmblock Österreich Wettbewerb 2, der am Sonntag, dem 25.05., stattgefunden hat, möchte ich euch letztendlich auf keinen Fall vorenthalten.

Noch immer angespannt vom ersten Österreich Wettbewerb setze ich mich mit großer Vorfreude in den, zu meinem Erschrecken ziemlich leeren, Kinosaal. Diesmal dreht sich alles um das Thema “Zeitgefühl”, wobei insgesamt 5 Kurzfilme gezeigt werden, die in ihren Geschichten wohl nicht unterschiedlicher sein könnten, bei genauerem hinsehen dieses Überthema aber tatsächlich gemein haben.

Neben einem 8 Minuten langen Lied, in dem ein Frauenchor über Avantgarde und Kunst singt, und einem 7 Minuten dauernden Film in welchem man die “Kirche der Dreifaltigkeit” in Wien von Nah und Fern und tatsächlich aus jedem Blickwinkel zu sehen bekommt, sieht man schließlich schwangere Frauen bei der Entbindung. Das Besondere daran: kein Ton ist zu hören, wodurch Schmerz, Angst und Freude eine ganz neue Bedeutung bekommen und selbst zu interpretieren sind.

Besonders gut gefallen hat mir aber der Kurzfilm “Der Sender schläft” von Christoph Schwarz. Besonders für uns Publizistikstudenten mag er ein kleines “Schmankerl” sein, denn man kann den Künstler Christoph Schwarz dabei beobachten, wie er zum Küniglberg fährt, um für den ORF III ein Kunstprojekt zu realisieren. Welches Projekt es genau werden soll ist allerdings nicht so ganz klar, und so beginnt eine Reise durch den ORF, bei dem man auf bekannte Gesichter stößt und einige Gerüchte bestätigt oder verworfen werden. Der Protagonist ist dabei eigentlich die einzige Stimme, die man immer wieder ironisch und humorvoll naiv über den ORF philosophieren und sprechen hört und macht diese einzigartige Mockumentary zu einem humorvollen, viel zu kurzem Erlebnis.

Der letzte Film der Kategorie hieß schließlich ” Noema”, bei dem sich alles um die, mittlerweile 93-jährige, Künstlerin “Tatjana Gamerith” dreht. Unermüdlich zeichnet sie auch jetzt noch, obwohl sie langsam immer mehr ihres Augenlichts verliert. Für eine Künstlerin wie sie eigentlich eine Katastrophe, und doch ist Tatjana von der zähen Sorte: ihr Inneres treibt sie dazu einfach weiter zu zeichnen. Das Unglaubliche dabei ist, dass Tatjana in diesem Film ihre privatesten Gedanken offenbart. Manches davon so bekannt, dass es die eigenen Gedanken sein könnten und wiederum anderes so fremd, sodass man das Gefühl hat diese bewundernswerte und gutherzige Frau während des Filmes immer besser kennen zu lernen – vielleicht sogar besser als manche Freunde. Die Kamera konzentriert sich, wie Tatjanas ganzes Sehen, nur auf Schemen. Manchmal scharf, dann wieder unscharf sieht man nur Ausschnitte eines viel größeren Ganzen und legt somit die visuellen Maßstäbe, genauso wie die Worte die gesprochen werden, auf das Nahe, Unscheinbare und Persönliche.

Für mich tatsächlich großes Kino, und einmal mehr war ich froh, diese insgesamt 75 Minuten, im Saal des Stadtkinos verbracht zu haben.